Nerventee von Antonia Vitz
„Nerventee“ von Antonia Vitz
Tinte & Feder – August 2019 – Roman/Humor – Band 1 der Reihe – Taschenbuch – 229 Seiten – 9,99 € –
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„Eine turbulente, witzige Geschichte mit herrlich sympathischen Charakteren“
Worum es in der Geschichte geht:
Franzi, fast 40, lebt in einem kleinen Dorf in Bayern. Sie ist Mutter, Ehefrau und Teilzeitangestellte. Sie lebt den ganz normalen Alltagswahnsinn. Ganz in der Nähe, nämlich nur 600 Meter weiter die Straße runter, leben Mama Geli und Papa Sepp. Der Papa Sepp lässt es sich nicht nehmen regelmäßig bei Franzi vorbei zu schauen, um – meistens ungebeten – seine Ansichten zu vertreten und seine Weisheiten und Tipps zu verteilen.
Die Rettung, um alles etwas gelassener zu sehen, ist Tante Hildes „Nerventee“, den diese großzügigerweise unter all ihren Rentnerfreunden im ganzen Dorf verschenkt, und an den Franzi durch ihre Mutter gerät. Schnell merkt sie das es sich hier nicht um irgendein Nervenkraut sondern um Cannabis handelt, das die Tante Hilde im großen Stil in ihrem Gewächshaus anbaut.
Als der Nachbarsjunge der Tante mit Marihuana erwischt wird, sieht Franzi es kommen das die Polizei schon bald bei der 80jährigen Tante in der Tür steht und die womöglich im Gefängnis landet. Jetzt ist schnelles Handeln angesagt, also macht sie sich mit einem riskanten Plan, Mama Geli und Papa Sepp im Schlepptau auf, um die brisante Lage und die Tante zu retten.
Mein erster Eindruck zum Buch:
Das Cover finde ich cool und witzig, die Farbe passt total gut und das Bild – die Frau, die in der Tasse entspannt – ist sehr kreativ ausgedacht.
Normalerweise lese ich Fantasy Geschichten und Dystopien, aber dieses Buch hat mich mit seinem witzigen Klappentext sofort angesprochen. Der verspricht nämlich das es sehr unterhaltsam wird und deshalb habe ich mich entschieden einen Ausflug in ein völlig anders Genre zu unternehmen und wurde mit einer richtig lustigen, aus dem Leben gegriffenen Geschichte belohnt.
Schreibstil und Lesefluß
Antonia Vitz schreibt locker, leicht und witzig. Dank ihres anschaulichen und sehr lebendigen Schreibstils war es sehr einfach für mich mir alles Situationen, Geschehnisse, Charakter und die dörfliche Umgebung sehr gut vorzustellen und sie mit zu erleben.
Unterstrichen wird das alles noch vom gewählten Sprachstil, der die bayrische Atmosphäre vollends herübergingt.
In den lustigen, schlagfertigen Dialogen findet sich immer wieder ein Hauch Dialekt, der alles untermalt. Dabei ist die Wortwahl aber so, dass ich, die ich aus Baden-Württemberg komme, doch verstehe was gesagt wird.
Zur Geschichte:
Die Geschichte wird von Franzi in der Ich-Form erzählt. Sie beginnt in der Gegenwart, am katastrophalen Elternsprechtag, und macht dann einen Zeitsprung zurück, um zu erzählen wie es dazu kam.
Der Einstieg viel mit sehr leicht. Von Anfang an hat mich Franzi’s Geschichte mitgerissen und amüsiert. Im Laufe lernt man Franzi und ihre ganze Familie kennen und mögen.
Ganz alltägliche Geschehnisse werden aus ihrer Sicht und ihrer Einstellung dazu erzählt. Es gibt immer wieder Situationen, in denn sich so ziemlich jede Mutter wieder finden wird, angefangen von x verschiedenen Whats App Gruppen – in denen man Dank der Sprösslinge ja sein muss – bis hin zur stressigen Alltagsorganisation und Zeitdruck, wenn man mit Haushalt, Kindern und Eltern auch noch Teilzeit arbeiten geht.
Lustig eingewoben ist der „Nerventee“ von Tante Hilde und seine Wirkung, vor allem auf die Rentnergeneration und die Tatsache das der Anbau illegal ist verleiht der Geschichte das gewisse Etwas.
Im letzten Drittel wird es richtig rasant und turbulent, so das ich nur noch an den Seiten geklebt bin. Besonders hier gibt es Wendungen, die ich nicht annähernd erahnt hätte. Und der Schluss, damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich sag nur: Die Rentner haben es „Faust dick hinter den Ohren“.
Die Charaktere:
Dieses Buch ist voller sympathischer, liebenswerter und super ausgearbeitetn Charakteren. Sie sind echt und greifbar und wahnsinnig unterhaltsam.
Es war sehr einfach zu diesen herrlichen Menschen eine Verbindung auf zu bauen und ihren täglichen Wahnsinn mit zu erleben.
Ganz besonders Franzi hat es mir angetan. Sie hat grundsätzlich eine lockere, freundliche, liebevolle und geduldige Art mit ihren Elfern und ihren Kindern um zu gehen.
Franzi lässt „fünfe“ auch mal gerade sein und dank ihrer verständnisvollen Art führt sie eine wunderbare Beziehung zu ihren Eltern, selbst der stressige Papa Sepp kann die Franzi nicht wirklich aus dem Konzept bringen.
Vier Generationen und viele verschiedene Charaktere, jeder ganz einzigartig, werden hier in einer so liebevollen, humorvollen Art beschrieben das es mir beim lesen ganz warm ums Herz wurde.
Meine Meinung:
Der Ausflug in ein völlige anders Genre hat sich total gelohnt. Nerventee hat mir super gut gefallen. Ich konnte mich einfach mal zurück lehnen und den ganz normalen Alltagswahnsinn, als stiller Beobachter, aus sicherer Entfernung betrachten.
Die Geschichte ist rasant, turbulent, unterhaltsam, humorvoll und echt. Besonders die Charaktere habe ich alle samt ins Herz geschlossen. Der Schreibstil ist lebendig und anschaulich und die Dialoge schlagfertig und witzig.
Das Thema Cannabis und die Tatsache das die 80jährige Hilde ihn anbaut verleiht der Geschichte das gewisse Etwas und die Turbulenz.
Ich habe gelacht und geschmunzelt, die dörfliche Atmosphäre genossen und hatte riesigen Spaß dieses Buch zu lesen, ich hätte noch viel mehr Zeit mit Franzi, Geli und Sepp verbringen können. Sobald der zweite Teil erscheint (Mai/Juni) werde ich meinem gewohnten Genre auf jeden Fall wieder untreu und werde ihn lesen.