Rezension Stolen Time – Zwischen den Welten von Danielle Rollins
Stolen Time – Zwischen den Welten – Danielle Rollins (Danielle Vega) – Band 1 der „Stolen Trilogie“ – Fantasy – August 2022 – cbj Verlag – 461 Seiten – Originaltitel: Stolen Time – Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer – 19€ – ab 14 Jahre – ♥♥♥♥/5
„Die Zeit ist ein Kreis“
Meine erste Zeitreiseerfahrung war „Zurück in die Zukunft“ mit Micheal J. Fox, damals war ich 10 Jahre alt und total fasziniert von diesem Thema. Über die Jahrzehnte hat sich daran nicht viel geändert, ich bin immer noch fasziniert, deshalb hat mich „Stolen Time“ auch sofort angesprungen und es musste zu Hause einziehen.
Das Buch ist super schön gestaltet, ich war sofort in das Cover verliebt und habe mich riesig auf die Geschichte gefreut. Ganz so wie erhofft war es dann leider nicht, aber dazu später.
Worum geht es in diesem Buch?
1913, Dorothy, Tochter einer Hochstaplerin und gerade mal 16 Jahre alt soll heute heiraten. Völlig verzweifelt und mit allen Wassern gewaschen macht sie sich in ihre Hochzeitskleid aus dem Staub. Ihr Ziel: der nächste Bahnhof und nichts wie weg von ihrer dominanten, herrschsüchtigen Mutter.
Auf ihrem Weg zum Bahnhof wird sie abgelenkt, von Flugmaschinen hat sie schon gehört, aber noch nie eine aus der Nähe gesehen und drüben im Wald scheint eine gelandet zu sein.
Die Neugier packt sie und dort an der Maschine steht ein junger – durchaus attraktiver – Pilot. Sie versucht ihr Glück mit den ihr bekannten Methoden den jungen Mann dazu zu bringen sie mitzunehmen, doch der scheint gegen ihre Firtkünste resistent zu sein.
Was Dorothy nicht weiß ist das Ash aus dem Jahr 2077 in seiner Zeitmaschine hier gelandet ist und ganz eigene Gründe hat kein hübsches Mädchen mitzunehmen + Retter in der Not zu spielen.
Allerdings lässt Dorothy sich nicht so leicht abwimmeln, unbemerkt schleicht sie sich an Bord der Maschine und tritt unwissend und ungebeten die Reise ins Jahr 2077.
Auf das was hier auf sie wartet ist sie nicht vorbereitet. „New Seattle“ steht nach einem der vielen, starken Erdbeben unter Wasser, die Menschen leiden, haben kaum zu essen und die Lebensqualität liegt bei fast 0%.
Aber wenn es Zeitmaschinen gibt, warum kann dann keiner diese Naturkatastrophen aufhalten oder Rückgängig machen? Dieser Frage gehen Ash und seine Freunde nach. Und Dorothy? Kann sie ein Teil des ganzen werden? Oder wird sie in den Worten ihrer Mutter bestätigt das einzig und allein ihr hübsches Gesicht und Raffinesse sie durchs Leben bringt?
„Die Zeit ist ein Kreis“
Die Erzählung beginnt im Jahr 1913 und wechselt zu Anfang zwischen 1913 (Dorothy) und 2077 (Ash). So lernt der Leser in den ersten Kapiteln die beiden Hauptcharakter schon ein wenig kennen. Das Buch ist in 4 Teile eingeteilt und wird im Wechsel aus Dorothy’s und Ash’s Perspektive von einem Erzähler erzählt. Das hat mir sehr gut gefallen, so hatte ich das Gefühl mehr Einsicht in die Charaktere und ihr Handeln, aber auch ihre Beweggründe zu bekommen.
Es fallen – gerade zu Anfang – immer wieder Zeitreisebegriffe, die aber in den Tagebucheinträgen des Professors erklärt werden. Hier erfährt man auch mehr über die Hintergründe des zerstörten „New Seattle“, die Mission der Freunde, die Herkunft der Nebencharaktere und über den Professor.
Leider werden die Nebencharaktere erst gegen Ende des Buches richtig vorgestellt, das fand ich schade, weil es doch interessant für ich war zu wissen wie, wann und warum die Gruppe so zusammen gewürfelt wurde.
Durch das gesamte Buch herrscht eine gewisse Grundspannung, weil es so viel Neues zu entdecken gib und etliche Fragen und Themen angesprochen werden. Das fand ich einerseits gut, andererseits auch sehr anstrengend und verwirrend, denn immer wenn ich dachte ich weiß jetzt worum es geht, wurde der Fokus auf ein anderes Thema verlagert, so dass ich irgendwann den Überblick verloren habe.
Zu Ende gelesen habe ich es weil mir die Grundthematik: Freundschaft, Selbstfindung, Angst, Wut sehr gut gefallen hat. Das war sehr schön verpackt.
Mit Dorothy hatte ich sehr viel Mitgefühl, einerseits taff, gerissen, neugierig und andererseits war sie so voller Wut, Angst und Selbstzweifel. Hass auf sich selbst, auf die Welt, auf ihre Mutter und doch hat sie ihrem Herzen einen Schubser gegeben und zumindest versucht etwas zu ändern und auszuprobieren. Das war sehr mutig von ihr und von der Autorin schön erzählt.
Ash kämpft mit sich selbst, auch er ist voller Angst geht in eine ungewisse Zukunft, aber gibt nicht auf. Auch ihn mochte ich sehr. Seine Handlungen waren für mich nachvollziehbar und verständlich.
Alle Charaktere waren sehr gut beschrieben und ich konnte sie mir genau vorstellen. Die kleine Gruppe war stimmig und harmonisch.
Das langsame annähern zwischen Dorothy und Ash war im richtigen Tempo in Anbetracht der Umstände.
Danielle Rollins schreibt flott, verständlich und bildhaft. Die Emotionen kamen leider nicht so ganz bei mir an, dafür aber die bedrückende, gefährliche Atmosphäre des Seattles in 2077 das hat mir sehr gut gefallen.
Das Ende ist, wie es für eine Trilogie zu erwarten war, offen und lässt Spielraum für jede Menge Spekulationen.
Mein Fazit:
„Stolen Time – Zwischen den Welten“ war für mich eine kurzweilige, aber kreative, Geschichte für Zwischendurch mit guten Ansätzen und flott erzählt. Die Geschichte hat eine gewisse Grundspannung und ist abenteuerlich. Mir hat die Idee sehr gut gefallen und ich mochte die Tagebucheinträgen des Professors sehr gerne, die waren witzig geschrieben und gaben ein wenig Einblick und Durchblick.
Aber grundsätzlich war es für mich in jedem Bereich zu oberflächlich, sei es die Welt, die Charaktere, die verschiedenen Epochen, die Lovestory …
Teilweise war es auch etwas verwirrend, weil die Autorin, immer wenn ich dachte jetzt weiß ich worum es geht, ihren Fokus auf eine neue Thematik verlegte, es viel mir schwer das große Ganze zu sehen. So viele Themen und jedes wurde oberflächlich angekratzt und nicht tiefer behandelt. Gegen Ende war es noch einmal richtig spannend, auch hier war es mir fast etwas zu viel und verwirrend. Natürlich muss man sehen das es sich um eine Trilogie handelt und in den nächsten Teilen mehr zu erfahren sein wird oder die Autorin in die Tiefe geht, allerdings reicht das bisher gelesene, für mich nicht aus um die Folgeteile lesen zu wollen und so begnüge ich mich mit einem offenen Ende 🙂
Meine Leseempfehlung geht an alle die Abenteuer mögen, Zeitreisebegeistert sind und neue kreative Ansätze mögen.
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