Töchter der Freiheit von Theresa Jeßberger
Leseeindruck zu „Töchter der Freiheit“ von Theresa Jeßberger
Fischer Verlag – 2020 – Fantasy – Taschenbuch – 446 Seiten – 13,00 € – Einzelband
„Töchter der Freiheit“ von Theresa Jeßberger gehört zu den wenigen Büchern, die ich dieses Jahr abgebrochen habe. Deshalb schreibe ich nur einen Leseeindruck dazu, keine Rezension und vergebe auch keine Herzen.
„Weniger ist manchmal mehr.“
Worum es in der Geschichte geht:
Das Land Anvendur leidet unter der Schreckensherrschaft seiner Königing Obsidia. Eine kleine Gruppe Frauen, die sich Töchter der Freiheit nennt, lehnt sich dagegen auf.
Daraufhin wird die Anführerin der Gruppe verhaftet + zum Tode verurteilt. Die verbliebenen Frauen werden an verschiedene Grafschaften verteilt und dienen dort als Hofdamen.
Als der Tag der Hinrichtung näher rückt, darf die 17 jährige Elodea ihre zugeteilte Grafschaft verlassen, um ihrer Lehrerin + Ziehmutter – Loreba – in den letzten Stunden vor ihrer Hinrichtung Bestand zu leisten.
Die Hinrichtung verläuft anders als die Herrscherin es erwartet hatte und im Untergrund plant eine weiter Gruppe „Die Brüder Myhrias“ die Königin zu stürzen.
Mit vereinter Kraft „kämpfen” die „Töchter der Freiheit“ und „Die Brüder Myhiras“ für ein besseres Leben und Gerechtigkeit.
Zur Geschichte:
Die Erzählung beginnt mit einem Prolog, der einen Überblick gibt worum es geht und in welcher Epoche man sich befindet. Auch Obsidia und ihre absolute Herrschaft wird sehr deutlich. Es wird der Grundgedanke der Töchter der Freiheit erklärt und geschildert wie die Magistra Loreba verhaftet wird. Man lernt schon einige Protagonisten kennen, sie später eine wesentlich Rolle spielen werden.
Fünf Monate später geht es weiter, es wird aus verschiedenen Perspektiven von einem Erzähler erzählt. Jedes Kapitel hat eine Überschrift, die den Kern des darin erzählten wieder gibt.
Schauplatz ist das Land Avendur zur Barocken Epoche. Das beschriebene System ist absolut. Unterdrückung und Willkür der Königin regieren das Land. Mitspracherecht der Bürger, der Kirche, der Gelehrten oder anderen Adligen gibt es nur zum Schein.
Nach + nach lernt man Elodea und die vielen anderen Protagonisten die in dieser Erzählung eine wichtige Rolle spielen kennen.
Es wird auch noch einmal ganz deutlich erklärt welche Ziele die Töchter der Freiheit verfolgen und aus welchen Frauen sie sich zusammen setzen.
Hinzu kommt eine weiter Gruppe Die Brüder Myhiras auch ihre Entstehung, Geschichte und Ziele werden ausführlich erklärt.
Die ersten Kapitel sind sehr spannend aufgebaut und die Geschichte nimmt dann gleich zu Anfang eine unerwartete Wendung. Danach geht es hauptsächlich um die vielen verschiedenen Charaktere. Um ihre Vergangenheit, ihre Wünsche, Ziele, Gedanken u. v. m
Sehr ausführlich wird auch das miteinander der Protagonisten beschrieben. In welcher Beziehung stehen sie zu einander, wer kennt wen von wo, welche Eigenschaften haben die Einzelnen, welches Päckchen aus der Vergangenheit mit sich zu tragen usw.
Ebenso legt Theresa Jeßberger sehr viel Wert darauf ihre Schauplätze sehr ausführlich und detailliert zu beschreiben.
Die Kernhandlung – die Rebellion gegen die Königin – entwickelt sich extrem langsam und ist eher hintergründig.
Auch Magie spielt eine Rolle obwohl das Magiesystem sehr gut durchdacht und beschrieben ist spielt es keine Vordergründige Rolle und ist nur ab zu zu präsent.
Zirka zur Hälfte des Buches (Seite 207/446), nach dem ich vergeblich darauf gewartet habe das sich noch irgend etwas spannendes tut oder die Handlung sich weiter entwickelt, habe ich abgebrochen und kann daher zum Ende nichts erzählen.
Die Charaktere:
Es waren sehr, sehr viele Protagonisten und trotzdem konnte ich sie mir alle sehr gut vorstellen. Theresa Jeßberger hat jedem davon eine gewisse Tiefe gegeben, so dass sie für mich greifbar und lebendig waren.
Jedem einzelnen hat sie in ihrer Geschichte sehr viel Zeit gewidmet und hat großen Wert darauf gelegt die Vergangenheit, Gedanken, Ziele und Wünsche zu erklären.
Da es so viele Charaktere waren stach für mich aber keiner besonders hervor. Auch die eigentliche Hauptprotagonistin Elodea ging bei den vielen Beschreibungen leider unter.
Schreibstil und Lesefluss:
Die Geschichte ist einfach, verständlich + flüssig geschrieben. Die vielen Dialoge mach die Erzählung lebendig.
Besonders großen Wert legt Theresa Jeßberger darauf Schauplätze und ihre Protagonisten zu beschreiben. Diese Beschreibung waren sehr ausführlich, detailliert und bildhaft, teilweise schon fast poetisch.
Bis zu einem gewissen Punkt hat sich das Buch für mich sehr flüssig gelesen, aber nach der x-ten ausführlichen Beschreibung von Häusern, Steinen, Kleidern usw. wurde es für mich mühselig und zäh, weil ich bei all den tollen Beschreibungen keinen Fortschritt in der Handlung erkennen konnte.
Die Atmosphäre wurde sehr gut transportiert mit den Gefühlen der Protagonisten hatte ich Probleme, weil es mir schlicht weg zu viele waren.
Meine Meinung:
„Töchter der Freiheit“ hab ich auf Seite 207 abgebrochen, nachdem ich inständig gehofft hatte das irgendwann der Moment kommt an dem die Handlung irgendwie ansatzweise interessant wird + an Fahrt zu nimmt. Und dabei war der Einstieg so toll. Das Buch beginnt spannend und mitreißend, es berührt. Ich mochte die Idee, den gewählten Schauplatz, die Epoche und den bildhaften, lockeren schon fast poetischen Schreibstil.
Ab dem Kapitel „Feuer + Eis“ kam mir die Grundhandlung schon sehr bekannt vor, etwas in dieser Art habe ich schon oft gelesen oder gesehen. Das hat mich aber nicht gestört, denn jeder erzählt eine Geschichte ja anders.
Mein Problem war letztendlich das sich einfach nichts entwickeln wollte, es ist viel + gar nichts passiert. Die Handlung war für meinen Geschmack überladen mit Protagonisten + unendlichen Beschreibungen von Schauplätzen.
Bei den vielen Namen, Städten, Landkreisen, Grafschaften u. v. m. konnte ich einfach keinen Fokus finden und war mir nicht mehr so sicher worum es eigentlich geht. Die Rebellion? Die Königin? Die Töchter der Freiheit? Die Brüder Myhrians? Oder doch um einen Krieg?
Schade, für mich war es leider nichts. Trotzdem ist es kein schlechtes Buch, wer mit so viel Komplexität klar kommt und gerne detaillierte Beschreibungen der Umgebung liest, vielleicht auch Fan der Barocken Epoche ist, dem wird dieses Buch bestimmt gefallen.